Faszination Pilze sammeln, doch Vorsicht ist geboten
Wenn die Tage kürzer werden und der Wald nach feuchtem Laub riecht, zieht es viele hinaus: Pilze sammeln gehört für viele zum Herbst wie bunte Blätter oder heißer Tee. Doch so romantisch die Vorstellung auch ist: die Realität kann gefährlich sein. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) warnt jedes Jahr vor Pilzvergiftungen. Schon wenige Bissen eines giftigen Doppelgängers können lebensgefährlich sein. Trotzdem muss man nicht auf die Freude am Sammeln verzichten. Wenn man achtsam und gut informiert unterwegs ist, kann der Ausflug in den Wald ein unvergessliches und sicheres Erlebnis werden.
Zwischen Sammelleidenschaft, Giftpilzen und Klimawandel
Je nach Art gelten Pilze als Delikatesse und bieten eine tolle, pflanzliche Ergänzung in der Küche. Doch die Sammelleidenschaft birgt gleich mehrere Herausforderungen:
- Giftige Doppelgänger: Viele essbare Pilze haben gefährliche Verwechslungspartner. Der grüne Knollenblätterpilz beispielsweise sieht auf den ersten Blick harmlos aus, ist aber einer der giftigsten Pilze überhaupt. Auch der Gallenröhrling wird oft für einen Steinpilz gehalten, ist zwar nicht tödlich, aber ungenießbar. Das zeigt: Selbst erfahrene Sammlerinnen können ins Schwanken geraten, wenn sich die Natur „verkleidet“.
- Unberechenbares Pilzwachstum: Der Klimawandel beeinflusst die Pilzsaison spürbar. Längere Trockenperioden oder plötzliche Wetterextreme sorgen dafür, dass Pilze entweder nur spärlich wachsen oder in kurzer Zeit massenhaft aus dem Boden schießen. Mal ist der Korb schnell gefüllt, mal bleibt er leer. Diese Unbeständigkeit macht die Planung schwerer und erfordert Geduld. Manchmal lohnt es sich, einfach nur den Wald zu genießen, auch wenn keine große Ausbeute wartet.
- Unsicherheit beim Bestimmen: Viele Menschen verlassen sich auf Fotos, Apps oder Erinnerungen. Doch die Natur hält sich nicht an Bilderbuchregeln. Farbe, Größe und Form können je nach Standort, Alter oder Wetterbedingungen stark variieren. Genau das macht das Bestimmen so schwierig und riskant.
Die zentrale Frage bleibt also: Wie kann man Pilze genießen, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen?
Pilze verstehen und richtig sammeln
Pilze sind keine Pflanzen, sondern ein eigenes Reich der Natur. Sichtbar wird nur der Fruchtkörper, während das eigentliche Pilzgeflecht (Myzel) unsichtbar im Boden liegt. Dieses Geflecht versorgt Bäume und Pflanzen mit Nährstoffen und Wasser. Pilze sind schmackhaft und auch wichtige Helfer im Ökosystem.
Warum Vorsicht so wichtig ist:
- Schon kleine Mengen giftiger Pilze können schwere Vergiftungen auslösen. Symptome reichen von Übelkeit und Bauchschmerzen bis hin zu Leber- und Nierenschäden.
- Manche Giftstoffe wirken erst Stunden später. Wenn es so weit ist, ist eine Behandlung oft kompliziert und nicht immer erfolgreich.
- Besonders Kinder, ältere Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen sind gefährdet.
Der Reiz am Sammeln: Pilze ziehen uns nicht nur wegen ihres Geschmacks an. Es ist auch das Gefühl, selbst „Schätze“ in der Natur zu finden. Doch gerade dieser Reiz führt dazu, dass wir manchmal unachtsam werden: Schnell noch einen Pilz in den Korb gelegt, „wird schon passen“. Genau an dieser Stelle lauert die Gefahr.
Wichtige Grundregel: Sammle nur Pilze, die du zweifelsfrei kennst. Alles andere bleibt im Wald. So schützt du dich und bewahrst die Natur vor unnötigen Eingriffen.
Konkrete Tipps: Sicher sammeln und genießen
Praktische Sicherheitstipps für den Wald
- Nur bekannte Pilze mitnehmen: Im Zweifel lieber stehen lassen.
- Nicht mit dem Messer verschleppen: Wer erst einen giftigen Pilz anschneidet und dann einen Speisepilz, kann Giftspuren übertragen. Deshalb Messer nach jedem Pilz reinigen.
- Korb statt Plastiktüte: Pilze brauchen Luft. Im Plastikbeutel verderben sie schnell.
- Frische beachten: Nur junge, feste Pilze sammeln. Alte, matschige Exemplare können selbst giftige Stoffe bilden.
- Profis fragen: Pilzberatungen gibt es in vielen Regionen, oft sogar kostenlos. Eine Bestimmung durch Fachleute ist die sicherste Variante.
Einfache Idee für die Küche
Pilze sind eine wunderbare Basis oder Erweiterung für pflanzliche Gerichte. Sie sind aromatisch, sättigend und vielseitig. Besonders einfach: Steinpilze oder Maronen kurz in Olivenöl anbraten, mit Salz, Pfeffer und etwas Knoblauch verfeinern. Dazu ein Stück frisches Brot: fertig ist ein herbstliches, veganes Highlight.
Ab in den Wald!
Pilze sammeln im Herbst ist ein Erlebnis für alle Sinne: der Geruch des Waldes, das Knistern des Laubs, die Freude, einen essbaren Schatz zu finden. Doch genauso wichtig wie die Begeisterung ist die Vorsicht: Sammle nur, was du sicher bestimmen kannst, nutze Beratungsangebote und denke an einfache Regeln wie Korb statt Plastiktüte. So schützt du dich, deine Mitmenschen und die Natur.
Genieße bewusst und achte auf Sicherheit, dann wird Pilzesammeln zum echten Herbstgenuss.