Mein Weg: ein Punkt ohne Rückkehr
Als ich aufgehört habe, Fleisch zu essen, war das für mich kein Befreiungsschlag. Es war schwer, es war voller Hindernisse. Aber nach meinem Erlebnis im Supermarkt – als ich in der Kühltheke plötzlich kein Lebensmittel, sondern ein totes Tier gesehen habe – war mir klar: Ich kann und will das nicht mehr unterstützen. Ich konnte nicht zurück.
Damals begann mein Weg über den Vegetarismus. Ich dachte: „Das ist schon gut so. Jetzt müssen keine Tiere mehr für mich sterben.“ Doch mit der Zeit habe ich verstanden: Das war nicht die ganze Wahrheit.
Meine Gefühle zwischen Wut, Traurigkeit und Unverständnis
Bis heute macht es mich wütend und traurig, wie Tiere in unserer Gesellschaft behandelt werden. Und manchmal spüre ich auch viel Unverständnis in mir.
Wenn jemand schon vegetarisch lebt, bedeutet das doch: Sie hat hingeschaut. Sie hat erkannt, dass Tiere nicht einfach Lebensmittel sind. Warum also nicht konsequent den nächsten Schritt gehen? Warum sehen so viele nur den ersten Teil des Problems – das Fleisch – und blenden den Rest aus?
Kühe, deren Kälber ihnen weggenommen werden. Hühner, die für unsere Eier ausgebeutet werden. Bienen, deren Honig wir nehmen, obwohl er ihnen gehört. Dieses Leid hört nicht auf, nur weil wir kein Fleisch mehr essen.
Warum vegetarisch sein für mich nicht reicht
Wenn ich Menschen treffe, die stolz sagen „Ich bin Vegetarierin“, frage ich oft nach: „Und warum nicht vegan?“ Die Antworten sind meistens ähnlich: Gewohnheit, Bequemlichkeit, Käse. Ich weiß, jede hat ihre eigene Geschichte und ihren eigenen Weg. Aber manchmal fällt es mir schwer, das einfach so stehenzulassen.
Denn für mich ist es so klar: Wenn ich Tierleid nicht unterstützen möchte, dann kann ich es nicht bei Milch, Eiern oder Honig tun. Vegetarisch sein ist ein Anfang, ja, aber es ist nicht konsequent.
Mein innerer Konflikt zwischen Verständnis und Drang
Ich möchte niemanden in die „vegane Ecke“ drängen. Ich weiß, Druck führt selten zu echten Veränderungen. Und trotzdem: Manchmal möchte ich genau das tun. Manchmal möchte ich schütteln und rufen: „Du siehst es doch! Warum bleibst du stehen und gehst nicht weiter?“
Dieser Zwiespalt begleitet mich oft. Einerseits Verständnis, weil jeder seinen eigenen Weg hat. Andererseits der Wunsch, dass Menschen den Schritt schneller gehen. Das auszuhalten, ist nicht immer leicht.
Meine unperfekten Momente
Und gleichzeitig weiß ich: Auch ich bin nicht perfekt. Ich habe meine Momente, in denen ich Butter auf meinem Knoblauch Naan esse. Ich weiß, dass das nicht konsequent ist. Und ich höre jetzt schon die Vollblut-Veganer schreien, dass ich dann nicht vegan bin. Ok, aber ich weiß auch: Ich weiß, was dahinter steckt und ich mache es besser als früher, besser als viele andere. Ich gehe meinen Weg. Schritt für Schritt.
Für mich bedeutet „unperfekt vegan“, ehrlich zu sein – zu mir selbst und zu anderen. Es heißt, dass ich so wenig Leid wie möglich verursache, auch wenn es nicht immer 100 % sind. Aber es ist der Weg, der zählt.
Mein Fazit
Es fällt mir schwer, wenn jemand nur vegetarisch ist. Weil ich weiß, wie viel Leid hinter Milch & Co. steckt. Weil ich das Unverständnis spüre: Wenn man doch schon so weit ist, warum stagniert die eigene Reise?
Und gleichzeitig erinnere ich mich: Jede hat ihren eigenen Weg. Manche brauchen länger, manche stolpern, manche drehen vielleicht auch nochmal um. Ich hoffe nur, dass alle irgendwann die gleiche Erkenntnis haben wie ich: Wenn wir Tiere wirklich schützen wollen und wir echte Tierfreunde sind, reicht vegetarisch nicht.
Und wenn du spürst, dass du diesen Weg weitergehen willst, dann helfe ich dir gern. Unperfekt, in deinem Tempo, aber immer mit dem Blick auf das, was wirklich zählt: weniger Leid für die Tiere.